Krisen und Schockereignisse, wie die aktuelle Corona-Krise, legen die Verwundbarkeit von touristischen Destinationen und Anbietern schonungslos offen und können massive Folgen für die Tourismusbranche haben: Ein Verlust von 46 Mrd. Euro in den deutschen Destinationen durch die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen im Zeitraum März bis August 2020 und wöchentliche Umsatzeinbußen in Höhe von knapp 1,8 Mrd. Euro (dwif, 05.11.2020) sowie drohende und schon eingetretene Unternehmensinsolvenzen im Gastgewerbe zeigen die Dimension.
Der Erhalt und die Stärkung der Anpassungsfähigkeit von Regionen an extern verursachte Krisen und Schocks ist eine Definition von Resilienz. Dabei ergänzt Resilienz Nachhaltigkeit um den Aspekt der regionalen Krisenfestigkeit.
Regionale Resilienz wird als Prozess und laufende Anpassungs-, Lern- und Selbsterneuerungsfähigkeit eines Systems (=DMO) unter Bedingungen unsicheren Wissens verstanden.
Regionale Krisenresilienz braucht
- die Reduktion von Fremdabhängigkeiten, damit Leistungen und Produkte möglichst kurze Wege zum Ort der Nutzung bzw. des Verbrauchs haben
- Subsidiarität in den Organisationsstrukturen, um die jeweils notwendigen Leistungen und Aktivitäten auf der am besten geeigneten Ebene zu erbringen
- Multifunktionalität in den Angebotsstrukturen durch Diversifizierung, Modularität und auch Redundanz, damit sich touristische Angebote neu kombinieren, ersetzen und kreieren lassen
- etablierte und straffe Rückkopplungsschleifen, um schnell auf krisenhafte Veränderungen reagieren zu können. Die Einbindung der Einheimischen in die Tourismusentwicklung ist dafür eine wichtige Voraussetzung
- suffiziente, ressourcensparende Entwicklungen, bei denen weniger Ressourcenverbrauch und Konsum durch ein Bewusstsein für höhere Urlaubs- und Lebensqualität ersetzt wird
- soziale Innovationen und Netzwerke, denen neben technologischen Ansätzen, eine zentrale Rolle bei der Transformation des Tourismus in eine nachhaltige postfossile Gesellschaft zukommt
Resilienz beinhaltet aber nicht nur die Fähigkeit zur Krisenbewältigung und Wiederherstellung, sondern auch zur Selbsterneuerung einer Destination in Bezug auf ihre Funktionen, Strukturen, Identität und Beziehungen und Wechselwirkungen. Man spricht dann auch von „transformativer Resilienz“.